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Wickeln von Babys - praktische Alltagstipps
Beim Wickeln eines Babys kannst du einige Dinge beachten, um es deinem Säugling so angenehm wie möglich zu machen. Bestimmt hast du schon einmal Geschichten von Kindern gehört, die, sobald es auf den Wickeltisch geht, anfangen zu weinen und sich gegen das Wickeln wehren.
Mit einer achtsamen Vorgehensweise und den richtigen Handgriffen kannst du das Wickeln mit Stoffwindeln positiv gestalten und sogar zu einer ganz besonderen Bindungszeit werden lassen. Heute wissen wir nämlich, dass eine achtsame Begleitung der Bewegung bei einem Säugling seine Selbstwirksamkeit stärkt.
Achtsames Wickeln eines Säuglings: Schritt für Schritt Wickelanleitung
Los geht es schon beim Hinlegen auf den Wickeltisch:
Anstatt das Neugeborene auf dem Rücken abzulegen, empfiehlt es sich, zuerst die Füße leicht aufzustellen.
Dabei umgreift eine deiner Hände den Brustkorb des Babys, die andere stützt den Po. Die Seite des Babys bleibt eng an dir, bis die Füße tatsächlich die Wickelunterlage berühren.
Mit einer Drehbewegung bringst du dann dein Baby fast ins Sitzen, natürlich immer mit deinen Händen als festen Halt, denn Sitzen kann dein Baby in diesem Alter schließlich noch nicht.
Vorsichtig drehst du dein Kind nun auf die Seite und kannst es so ablegen. Erst dann kommt es zur Drehung auf den Rücken in die finale Position zum Wickeln. Dieses Vorgehen entstammt dem sogenannten Kinästhetik Infant Handling - einer Lehre, die auf die Bedürfnisse des Babys eingeht. Der Grund, warum manche Kinder das Wickeln nämlich zum Weinen finden, ist oft, dass schnelle Bewegungen sie in ihrem Orientierungssinn stören. Und auch ein älteres Kind kann noch auf diese Weise behandelt werden, auch wenn es irgendwann nicht mehr in jedem Schritt eure volle Unterstützung braucht.
Übrigens: bevor es ans Ablegen fürs Wickeln geht, kannst du dein Baby schon ansprechen und ihm Bescheid sagen, dass du es nun sauber machen wirst. Auch fragen, ob es für dein Kind okay ist, ist erlaubt - es kann zwar noch nicht antworten, aber du übst so einen achtsamen Umgang miteinander. Sobald dein Baby auf dem Wickeltisch liegt, am besten in einer warmen Umgebung (falls du es lieber kühl hast, können eine Wärmelampe oder auch ein Kuscheltuch über dem Babybauch helfen!), ist der erste Schritt das Säubern des Babypos.
Zu Feuchttüchern, die oft unerwünschte Inhaltsstoffe enthalten und zudem Müll verursachen, ist einfaches Wasser - wahlweise mit einem Schuss Öl - in Kombination mit einem sauberen Tuch eine kostengünstige, gesunde Alternative für das Wickeln. Für warmes Wasser, das sich grade zum Wickeln eines Neugeborenen anbietet, kann einfach eine Thermoskanne bereitgestellt werden.
Für das Saubermachen selbst drehst du das Baby vorsichtig auf die Seite - an den Beinen hochziehen ist nicht nur unangenehm, sondern auch schlecht für die Hüfte.
Wenn dein Kind älter ist, kannst du ihm sogar die Möglichkeit geben, selbst mitzuhelfen, indem du ihm einen Finger anbietest. An diesem kann sich dein Kind selbst auf die Seite ziehen! Die Pofalte sollte vor allem bei Mädchen von vorn nach hinten gereinigt werden, damit keine Keime verteilt werden. Bei Jungen ist es wichtig, auch unter den Hoden ordentlich sauer zu machen. Sind alle Falten gesäubert und die schmutzige Stoffwindel entfernt, kannst du mit der selben Bewegung wie beim Hinlegen in die andere Richtung dein Baby auf die saubere Windel zurückdrehen, die vorher sanft unter den Rücken geschoben wurde. Beim Zumachen der Windel sollte darauf geachtet werden, dass sie nicht zu eng sitzt: es dürfen ruhig zwei bis drei Finger Platz zwischen Bund und Babybauch bleibe, wenn du eine Stoffwindel benutzt.
Zusammenfassung
- Baby vorsichtig hinlegen
- Öffnen und Entfernen der benutzten Windel
- Säubern des Popos
- Trocknen des Popos und aller Fältchen
- neue Windel vorsichtig unterlegen
- Windel verschließen und Sitz kontrollieren
- Baby wieder aufnehmen und kuscheln
Tipps und Tricks
Körperpflege wird im Alltag schnell zur unangenehmen Nebensache. Lässt du dein Baby spüren, dass du dich vor seinen Ausscheidungen beim Wickeln ekelst, kann es dies auf sich selbst beziehen und irgendwann sogar Probleme, beispielsweise in Form von Bettnässen im Grundschulalter, entwickeln. Mit einer achtsamen Körperpflege, bei der du statt mit Ekel und Naserümpfen Verständnis und Einfühlungsvermögen walten lässt und deinem Kind so Respekt vor allem beim Wickeln erweist, kannst du auf Augenhöhe wickeln. Ist es nicht auch das, was du dir für dich selbst im Pflegefall wünschen würdest?
Die Nabelschnur ist im Weg - Was nun?
Bei einem ganz jungen Säugling, bei dem die Reste der Nabelschnur noch nicht abgefallen sind, ist besondere Vorsicht und Reinlichkeit während des Wickelns geboten. Damit alles gut abheilt, empfiehlt es sich, einmal täglich eine Nabelpflege zu machen und sich vorher gründlich die Hände zu waschen.
Den Nabel selbst reinigst du am besten mit abgekochtem, handwarmem Wasser und tupfst ihn dann vorsichtig trocken, ohne zu reiben. Dafür eignet sich zum Beispiel eine Mullwindel. Neugeborenen-Stoffwindeln haben meist eine besondere Aussparung für den Nabel, damit dieser frei und trocken bleibt.
Hilfe, das Baby dreht sich beim Wickeln!
Wenn dein Säugling anfängt, mobil zu werden, dann spürst du das auch auf dem Wickeltisch. Indem du versuchst, dein Kind aktiv beim Wickeln mithelfen zu lassen - wie bei dem Beispiel mit dem Finger als Drehhilfe - bindest du es nicht nur mit ein, sondern kannst ganz nebenbei auch oft die Wickelsituation entspannen.
Nimm dir Zeit fürs Wickeln - dein Baby spürt, wenn du gestresst bist und reagiert dann selbst mit Stress. Wenn dein Baby sich nicht wickeln lassen will, kannst du auch versuchen, die Situation zu verändern, in dem du auf dem Boden wickelst, ein Lied singst, Fingerspiele ausprobierst und deinem Kind jeden Schritt des Wickelns erklärst. Probier einfach aus, was für euch passt! Oft hilft es, die Wickelsituation als Spaß für alle Beteiligten zu gestalten, wenn das Wickeln ohne Geschrei ansonsten nicht möglich ist.
Um noch mehr Druck rauszunehmen, kannst du das Wickeln auch nutzen, um dein Baby eine Weile nackig strampeln zu lassen. Das ist toll für die Haut und für die Bewegung deines Kindes!
Ein Baby baden - was gibt es zu beachten?
Wickeln und Baden eines Säuglings gehen oft Hand in Hand. Zu oft solltest du dein Baby aber nicht baden und auch bei den Zusätzen gilt: weniger ist mehr! Anstatt teure Lotionen und Duschbäder zu verwenden, empfiehlt sich eher etwas Muttermilch, ein Schuss Öl oder einfach gar nichts. Ein warmes Bad ist für Babys eher Entspannung und Körperwahrnehmung als Säuberung, die sollte nämlich regelmäßig nach dem Wickeln geschehen. Nach dem Baden wiederum sollten alle Falten gründlich abgetrocknet werden.
Brauche ich einen Wickeltisch?
Ob du auf einem klassischen Wickeltisch mit Wickelkommode wickelst oder nicht, ist ganz dir überlassen. Je nachdem, wie du wohnst, kann es auch sehr praktisch sein, auf dem Boden oder einem Sofa zu wickeln. Der Vorteil des Auf-dem-Boden-Wickelns: das Baby kann nicht runterfallen! Stürze vom Wickeltisch sind leider eine häufige Verletzungsursache bei kleinen Kindern. Größere Babys und Kleinkinder finden außerdem viel besser Platz auf dem Boden (oder auch auf einem Bett!) als auf einer Kommode zum Wickeln. Als Unterlage kannst du ein Handtuch oder eine waschbare Wickelunterlage nehmen - die sind auch praktisch für unterwegs!
Nachts Windeln wechseln - muss das sein?
Anfangs wollen fast alle Babys auch nachts gewickelt werden, um gut weiterschlafen zu können. Meist merken Eltern das ganz von allein: Ist das Kind unruhig und findet trotz enger Begleitung nicht zurück in den Schlaf? Dann ist vielleicht die Windel voll oder die Blase drückt und dein Baby möchte abgehalten oder gewickelt werden. Im Schlafzimmer ist es für das Wickeln in der Nacht oft etwas zu kalt und viele Eltern nutzen dann eine Wickelmöglichkeit mit Wärmelampe oder im geheizten Bad.
Welche Pflege braucht mein Baby beim Wickeln?
Den meisten Babys reicht ein Waschlappen mit Wasser für die Reinigung nach dem großen Geschäft, da Pflegemittel und vor allem Feuchttücher oft reizende und einfach unnötige Inhaltsstoffe enthalten. Außerdem werden so direkt Ressourcen und Müll eingespart. Wer etwas mehr Pflege mag, kann zu einem reinen Öl, beispielsweise Mandelöl oder Kokosöl, greifen. Generell brauchst du zum Wickeln deines Babys viel weniger, als oft suggeriert wird: Neben einer Wickelunterlage, am besten einer waschbaren oder einfach einem Handtuch, sowie den genannten Waschlappen und etwas Wasser ist kaum Wickel-Zubehör nötig. Unterwegs kann ein Wickelrucksack praktisch sein, aber auch hier tut es oft auch der, Rucksack der schon da ist.
Nutzung von Stoffwindeln
Wie kann ich ein Baby mit Mullwindeln wickeln?
Mullwindeln sind der Allrounder unter den Wickeleinlagen. Schon unsere Großeltern kennen sie und ihre Vielseitigkeit macht sie heute wieder zu einem beliebten Utensil. Sie trocknen nicht nur super schnell und sind sowohl zur Einlage als auch ums Kind herum faltbar, sondern eignen sich auch als Spucktuch, Notfall-Sonnenschutz und Decke. Für die Anfangszeit gibt es besonders kleine Mullwindeln, die an deinem Neugeborenen weniger auftragen und auch besser um dein noch sehr zartes Baby herumgewickelt werden können. Letzteres ist eine tolle Möglichkeit, um flüssigen Milchstuhl in der Windel zu halten. Auf unserer Mullwindelseite bekommt ihr noch mehr Infos zum Wickeln mit den Alleskönnern unter den Windeleinlagen.
Wie wickelt man mit Prefolds?
Auch Prefolds sind beliebte Saugeinlagen, da sie ähnlich vielseitig sind wie Mullwindeln. Da sie bereits vorgefaltet sind, sind sie besonders bei Einsteigern beliebt: das anfangs kompliziert erscheinende Falten entfällt. Dennoch können die Faltwindeln ebenfalls zur Einlage oder Ums-Kind-herum gefaltet werden und sind so flexibel einsetzbar. Mehr Wissenswertes über Prefolds findet ihr auf unserer Infoseite dazu!
Sind Wollüberhosen eine Alternative für mich?
Wer es besonders natürlich mag, möchte statt zur PUL-Überhosen vielleicht zu Schafwolle als Nässeschutz greifen. Diese benötigt zwar etwas mehr Pflege als die PUL-Stoffwindel, hat aber auch einige Vorteile. Welche, das erfährst du auf unserer Wollüberhosen-Seite!
Die Zeit im Krankenhaus
Wer wickelt das Baby im Krankenhaus?
Eine Geburt ist nicht nur aufregend, sondern auch anstrengend. Manche Mütter sind schnell wieder fit, manche brauchen aber auch länger, um wieder auf die Beine zu kommen. Im Krankenhaus stehen dir immer Hebammen und Pflegefachkräfte zur Seite, solltest du Hilfe beim Wickeln brauchen. Und auch Begleitpersonen wie der Vater des Kindes oder andere Vertrauenspersonen können dich unterstützen, solltest du dich noch nicht wohl fühlen. Scheu dich nicht, nach Hilfe zu fragen!
Nach einem Kaiserschnitt wickeln
Nicht nur nach einer Spontangeburt, auch und gerade nach einer Bauchgeburt kann die Mutter körperlich erstmal eingeschränkt sein. Neben einer adäquaten Schmerztherapie ist auch hier das Annehmen von Hilfe oberstes Gebot. Sind deine Begleitpersonen nicht vor Ort, kannst du jederzeit das Personal um Hilfe bitten. Wenn du es noch nicht in den Wickelraum schaffst, bitte zum Beispiel darum, bei dir im Bett wickeln zu dürfen, damit du dein Neugeborenes dabei begleiten könnt.
Wann und wie lange wird ein Kind eigentlich gewickelt?
Grundsätzlich hat jedes Baby seinen eigenen Rhythmus. Dennoch bietet es sich in der Regel an, ein Wickelintervall von 2-3 Stunden einzuhalten und dabei die kindlichen Signale zu beachten. Beim Stillen empfiehlt es sich zumindest zu Beginn der Stillbeziehung, nach dem Trinken an der ersten Brust einmal die Windel zu wechseln.
So werden Kind und Mutter wieder munter und der Milchspendereflex an der zweiten Brust kann gut ausgelöst werden, was für die Milchbildung von Vorteil ist. Nach dem Trinken machen die meisten Babys außerdem zeitnah in die Windel, da die flüssige Nahrung sehr schnell verdaut wird.
Die Wickelzeit ist eine ganz besondere Zeit in der Beziehung zwischen Eltern und Kind, da das Wickeln ein intimes Vorgehen ist. Aber diese Zeit ist in den meisten Fällen sehr begrenzt. Wie lange ein Kind tatsächlich Windeln benötigt, hängt von vielen Faktoren ab. Im Sommer kann es zum Beispiel viel einfacher sein, trocken zu werden, und Kindern, die abgehalten werden, fällt dieser Schritt auch oft leichter.
Je nachdem, wie stark ein Kind seine Ausscheidungen signalisiert und wie aufmerksam die Eltern diesen Signalen gegenüber sind, kann ein Kind auch schon sehr früh „trocken“ sein. Aber auch ein späteres Trockenwerden ist in den meisten Fällen völlig normal und muss Eltern nicht beunruhigen. Vielleicht lernt dein Kind lieber gerade etwas anderes!
Insgesamt wird die Wickelzeit meist mit zweieinhalb bis drei Jahren angegeben. In dieser Zeit braucht ein Kind zwischen 4000 und 6000 Windeln, was mit der Einwegvariante nicht nur extrem viel Müll bedeutet, sondern auch hohe Kosten für die Anschaffung und Entsorgung.Wie du ganz einfach auf Stoffwindeln umsteigen kannst, erfährst du in unserem kostenlosen Workshop!